Post by Luigi RottaPost by Ralf TeschenbaumDass jemand seine selbstgemachten Bilder schützt, ist OK. Aber wer
sich dafür bezahlen lässt, von Kunden lebt und sich derart
kundenfeindlich anstellt, der darf nach meiner Meinung gerne als
Fotograf vom Markt verschwinden. Dank der Digitalisierung der
Fotografie rechne ich fest damit, dass diese Sorte es auch tut.
Von dieser "Kundenunfreundlichkeit" leben die Fotografen seit es sie
gibt.
Das verstehe ich nicht. Überhaupt scheint mir hier irgendeine Form von
Mißverständnis vorzuliegen:
Wenn ich Fotograf wäre und Bilder verwerten will, mache ich die Bilder
und verwerte diese. Ggf. brauche ich dazu die Genehmigung der
abgelichteten Personen, bei Gebäuden die der Architekten etc.. Die alle
können mir die Genehmigung erteilen, müssen es aber nicht. Wenn sie mir
jedoch die Genehmigung erteilen, haben sie oftmals auch einen Anspruch
auf entsprechende Entlohnung. Natürlich frage ich -wenn möglich- vorher
nach, ob mir diese Genehmigung erteilt wird. Das wäre meine Sichtweise
als Fotograf.
Meine Sichtweise als Kunde: Wenn ich nicht selbst fotografieren kann,
aber dennoch Bilder haben will, will ich meist auch alle Rechte an den
Bildern behalten, schließlich will ich mit den Bildern ja auch was
anfangen können, sie z.B. auf eine Homepage stellen etc.. Also
beauftrage ich einen Fotografen die Bilder anzufertigen und bezahle ihn
für seinen Arbeitsaufwand. Natürlich würde ich darauf achten, daß
vertraglich alle Rechte bei mir liegen, der F. handelt schließlich in
meinem Auftrag. Ich betrachte diese Situation eigentlich ähnlich zu der
eines Handwerkers, der eine Auftragsarbeit anfertigt, oder mit der eines
Freelancers, der mir eine Software schreibt. Es liegt ja auch in meinem
Interesse, daß der Fotograf/Handwerker/Freelancer das von mir in Auftrag
gegebene Material nicht meiner Konkurrenz anbietet, beispielsweise.
Rein künstlierische Fotographien, die eindeutig die Handschrift des
Künstlers aka Fotografen tragen, stellen hier m.E. einen Sonderfall dar.
Hier würde ich als Fotograf die Verwertungsrechte nicht komplett aus der
Hand geben, und als Kunde hätte ich dafür Verständnis.
Überhaupt kommt doch nur ein Geschäft zustande, wenn sich Auftragnehmer
und Auftraggeber einigen. Entweder der Kunde zahlt einen höheren Preis
wenn er alle Verwertungsrechte haben will, oder er zahlt weniger und muß
für jedes Exemplar/jede Verwendung neu berappen. Das alles sollte man
vorher klären, bevor man das Geschäft klar macht. Der Fotograf macht ein
Angebot, und der Kunde steigt darauf ein, oder eben nicht. Oder einer
von den beiden läßt sich über den Tisch ziehen.
Im Fall des OP und der ganzen Kindergartenknipserei ist es jedoch so,
daß der Fotograf von sich aus tätig wird, sich die Genehmigung der
Eltern einholt, ohne irgendwelche vertraglichen Regelungen bzgl. der
späteren Nutzungsrechte darzulegen, die Kinder ablichtet, und dann die
Bilder verwertet, indem er diese (hoffentlich nur) den Eltern zum Kauf
anbietet (aber eben nicht die vollen Verwertungsrechte).
Rechtlich ist das natürlich ok, aber moralisch halte ich diese
Vorgehensweise nicht für nett. Der "Kunde" ist in diesen Prozess
einerseits eingebunden ob er will oder nicht (Z.B. indirekter Zwang bei
Gruppenfotos etc.), hat gleichzeitig aber kein Vertragsverhältnis mit
dem Fotografen und kaum eine Möglichkeit, auf den Auftrag (der ja -wenn
überhaupt einer existiert- durch die Kindergartenverwaltung vergeben
wird) oder die gewünschten späteren Nutzungsrechte am entstandenen
Material einzuwirken. Die Eltern sollten m.E. zumindest die Möglichkeit
haben, die ausschließlichen Verwertungsrechte zu erwerben. Immerhin darf
der Fotograf die entstandenen Bilder sowieso nicht ohne Zustimmung
verwerten.
Hierbei sehe das Problem jedoch weniger beim Fotografen, als bei der
Schul/KiGaVerwaltung. Ohne eine vernünftiges Vertragsverhältnis mit dem
Fotografen würde ich als Verwaltung nicht erlauben, daß die Kinder
fotografiert werden. Und da ich von den Eltern eh die Zustimmung
einholen muß, sichere ich diesen auch gleich die vollen
Verwertungsrechte zu, zumindest bei den Portraitfotos.
Und als Elternteil würde ich vor meiner Zustimmung wissen wollen, welche
Nutzungsrechte ich beim Kauf der Fotos erwarten darf.
Viele Grüße,
Andreas