Post by Christoph SchmitzWie steuert man denn mit dem Zonensystem den Tonwertumfang? Ich
kenne nur die Methode mit der Variation der Entwicklung, die man
meinetwegen als Teil des Zonensystems betrachten kann. Aber die
bringt nur drei oder vielleicht vier Blendenstufen mehr. Fuer vier
Blendenstufen mehr reichen bei Bracketing zwei oder drei Aufnahmen,
da braucht man keine zwoelf.
Ich fange mal hinten an:
Es ist richtig - und ich betone das auch stets - dass 3 Stufen mit
jeweils 1,5 bis 2 EV Abstand in 80 - 90% aller Faelle ausreichen.
Aber es gibt in mehr Situationen als Du annehmen wuerdest Lichter
und Schatten, die mit 3 Stufen zwar erfasst werden, aber nur deshalb
brauchbar verarbeitbar sind, weil man die Grenzen der Leistungsfaehigkeit
von Sensor und Prozessor (diesmal ist der IN der Kamera gemeint) ausreizt.
So wie ein Automotor, der am Berg an der Leistungsgrenze arbeitet dann
wenig Reserven fuer einen ploetzlichen Spurt hat, so bestehen auch
beim Bracketing oft keine oder zu wenig Reserven, um z. B. sehr spitze
Lichter noch mit Deckung aufzuzeichnen.
(ich hatte einen 8 Zylinder mit 5,4L und 260PS - da faellt einem das
am Berg sehr beeindruckend auf ;-) . . leider auch der Benzinverbrauch).
Sowohl beim Thema Zonen als auch beim Bracketing gilt es, die zwei
elementaren Komponenten erstmal auseinander zu halten:
A) die Belichtung - also das, was Film bzw. Sensor AUFZEICHNEN.
und
B) wie das Aufgezeichnete weiterverarbeitet wird.
Das sind ZWEI Paar Schuhe.
Dabei ist - zumindest sollte es das - klar, dass man nicht
weiterverarbeiten kann, was nicht da ist. Ist also keine Information auf
dem Film oder digital gespeichert . . . hat man verloren.
Da helfen auch Zonen und Bracketing nix. Muss man nicht betonen - aber
zu oft ist das eher als theoretisches Wissen vorhanden . . und das reicht nicht.
Also muss man dafuer sorgen, dass auch sehr grosse Tonwertunterschiede
AUFGEZEICHNET werden.
Das geht mit Bracketing sehr leicht - hier hat man die Wahl, sowohl die
Anzahl der Stufen als auch deren Abstaende auf das Motiv anzupassen
und spaeter die einzelnen Belichtungen ineinander zu prozessieren
(hier ist der HDR-Prozessor=das Programm gemeint, Bernd).
So erhaelt man eine HDR-Datei mit - praktisch - fast unenedlichem
Informationsgehalt.
Diesen - mit ueblichen Mitteln nicht darstellbaren - Tonwertumfang kann
man dann ueber das Tonemapping oder das Tone-Compressing auf ein
darstellbares Mass reduzieren: auf 16bit/TIF, 8bit/TIF, JPG oder man man
kan es auch in einem HDR-Format speichern: .exr oder .hdr oder auch als
32bit Photoshopdatei.
Beim Tonemappen geschieht etwas dem Zonensystem als durchaus
vergleichbar ERSCHEINENDES: man kann Lichter, Schatten und Farben
z. B. in Dichte und Saettigung PARTIELL im Bild beeinflussen, indem man
die Uebergangsbereiche benachbafter Partien innerhalb des Bildes
beeinflusst
Was man beim Zonensystem ueber die Belichtung bei der Aufnahme UND
der speziellen Entwicklung der Negative UND der Art des Vergroesserns
macht - man muss das als Einheit sehen - nur mit weitaus geringeren
Kontrollmoeglichkeiten - macht man beim Tonemappen quasi "online"
im Rechner.
Ich bin dazu uebergangen statt 3 Stufen grundsaetzlich 7, 9 oder 12 Stufen
Bracketing zu machen - und zwar NICHT, um den Gesamtumfang zu erweitern,
sondern weil z. B. 9 Stufen mit jeweils 0,75EV logischerweise feinere Abstufungen
bedeuten als 3 Stufen mit jeweils 2EV. Das liegt ja auch auf der Hand.
Man sieht das - motivbedingt, versteht sich - an der "Sauberkeit" der Ergebnisse.
Spitzlichter sind nicht nur gedeckt - sie sind "smooth" (es gibt m. E. im
Deutschen keinen aequivalenten Begriff), sanft, natuerlich und die tiefen Mitten
und Schatten rauschen nicht. Da ich auch ein Audiomann bin nenne ich das
"Headroom".
Achtest Du beim Aufnehmen auf genuegend Headroom wird Du auch nicht
uebersteuern und damit verzerren - das ist speziell bei Digital toedlich.
Auch in der Bildverarbeitung entstehen in Genzssituationen unsaubere Stellen
nicht zuletzt dadurch, dass Arbeitsbereiche bis zur absoluten Grenze
ausgereitzt werden und sich visuell auswirkende Ueberschwinger produzieren.
Jörg Weule kann diesem - sehr, sehr interessanten, Thema
Wesentliches sagen. ;-)
Post by Christoph SchmitzDadurch kann man dann dann erreichen, da� trotz eingeschr�nktem Umfang
bei der Ausgabe aufgrund des Mediums Papier - und der war zu AAs Zeiten
noch deutlich eingeschr�nkter als heute - einen beeindruckenden Print zu
bekommen.
Letztendlich also ein moderates Tonemapping. Man belichtet das
Negativ staerker und entwickelt es kuerzer, dadurch erfasst es ein
paar Blendenstufen mehr, und diesen Umfang bringt man dann aufs
Papier.
Ja - man kann so die Art der Tonwert-Umsetzung durch das Negativ (ist
ja von der Art des Films und der Art der Belichtung abhaengig) so steuern,
dass beim Printen auf´s Papier die Anmutung erhalten bleibt, auf die man
hin fotografiert hat (z. B. mit Orange-, Gelb-, Rot- oder Gruenfiltern).
Post by Christoph SchmitzAber einen Tonwertumfang, fuer den man zwingend zwoelf Stufen
Bracketing braucht (Wieviele Blendenstufen sind das dann? 30?),
haette auch ein Ansel Adams nicht zu Papier bringen koennen.
Stimmt. Das kann auch heute keiner. Aber es geht - wie geagt - nicht
um den GESAMTUMFANG sondern darum, FEINSTE Tonwerte und Farben
als Tonwertverlauf so uz steuern, dass der Print dem entspricht, was man
sixh bei der Aufnahme vorgestellt hatte.
Daher ist das Wichtigste beim Zonensystem die Prae-Visualisierung - man
muss sich bei der Aufnahme bereits klar sein, was man erreichen will.
Dann misst man so, dass das visualierte Ziel optimal erreichbar ist -
indem man auf die strategisch wichtigen Stellen misst.
Post by Christoph SchmitzEine Ausnahme bildeten (und bilden) die Silber-, Gold- oder Platindrucke
- die zeigen einen extrem beeindruckenden Tonwertumfang.
Aha, wie gross ist der denn?
In Zahlen? Frag sowas nicht einen Fotografen . . Fotografen
probieren sowas aus.
Man kann das nicht wirklich in Zahlen erfassen - es geht um Anmutungen.
http://www.platinumeditions.com/arkady-lvov-platinum-printer.html
Post by Christoph SchmitzBei vern�nfigem Umgang mit HDR und Tonemapping l�sst sich das in
noch weiterem Umfang so realisieren, da� es nicht selektiv ins Auge f�llt.
Klar, im Zweifelsfall muss man halt denen, denen es trotzdem ins
Auge faellt, die Kompetenz absprechen.
??? Versteh ich nicht.
Entweder es faellt sofort ins Auge - dann ist es nicht gut genug gemacht
(es sei denn es ist Absicht, also Stilmittel), oder es sticht nicht heraus,
man wuerde es aber merken, wenn es fehlte . . dann ist es gut macht.
Es gibt auch von A. A. Fotos, bei denen ich die Filterung
uebertrieben finde, sie mir auf den Geist geht . . aber so war damals
halt der Zeitgeist.
Gruss, Klaus